Der Recklinghäuser Werner Schulist kann auf ein abwechlungsreiches Leben zurückblicken, das von Farben und Tönen geprägt ist. Pinsel und Bass gehörten für den 1949 in Bremerhaven Geborenen immer zusammen. Schon als junger Mensch spielte der gebürtige Bremerhavener im zarten Alter von 13 Jahren bei den Levis-Boys, die seinerzeit die jüngste Beatband Deutschlands war. 1962 wurde er in der Recklinghäuser Vestlandhalle als bester Bassist Deutschlands ausgezeichnet.
Mit 15 Jahren wechselte er zu den German Kings, der jüngsten deutschen Profiband. Ob Hermans Hermits, die Rattles, Kinks, Manfred Mann, Lords oder Liverbirds – mit allen hat er zusammen gespielt und in Deutschland und Holland getourt.
Die sechziger Jahre waren die große Zeit der Klubs. In Hamburg öffnete der legendäre Star-Club der im Ruhrgebiet schnelle viele Nachahmer fand, seine Pforten. Ob in Bochum, Dortmund oder Köln – überall sprossen die Epigonen des Beatschuppens von der Waterkant wie die Pilze aus dem Boden.
Schulists Problem war, dass er schon damals leidenschaftlich malte. Die Clubbesitzer erpressten ihn regelrecht. „Bevor wir spielten, musste ich immer zuerst die Skyline von New York auf die Kinoleinwände der Clubs malen, die ja seinerzeit völlig nackt waren. Erst danach durften wir auftreten“, erinnert sich Schulist.
Mit zwanzig Jahren nahm sein Leben eine gravierende künstlerische Wende. Als eines Abends im Fernsehen ein Sendung von Peter von Zahn über New York lief und er die „Grünspan-Elli“ wie er die Freiheitsstatue vor Long Island nennt, sah, hielt es ihn nicht mehr in Recklinghausen.
Zwischen Bildern und Beat
„Da will ich hin!“, sagte er sich. Gesagt getan. Zwei Tage später war er in seiner Heimatstadt Bremerhaven. Vor ihm stand im Tor zur Welt die „Bremen“. Ein Onkel, der damals Kapitän bei der Lloyd-Reederei war, verschaffte ihm mit viel Vitamin B ein Engagement als Bordmusiker auf dem große Passagierdampfer. Und so checkte er ein. Mit der Dampferfahrt endete auch seine Beat- und damit die Partyzeit. „Fortan war Kapelle und Umtata angesagt“, kommentiert Schulist die Überfahrt. Zudem parodierte er Engelbert Humperdinck und Tom Jones.
Auch auf dem Ozeanriesen malte er; allerdings verzierte er dieses Mal die Kabinen der Offiziere. An Bord der Bremen lernte er eines Abends auch Anthony Delony aus Chicago kennen, der sich für seine Malerei interessierte. Delony gab ihm den letzten Schliff und lehrte ihn die plastische Malerei. In New York ging er von Bord und blieb er bei einem ehemaligen Kellner aus dem Hamburger Starclub, der mittlerweile einen großen Tanzklub am Broadway hatte, hängen. Dank seines großen Lehrmeisters Anthony Delony, der nicht nur sein bester Freund und Bewunderer wurde, bekam er Kontakte zu amerikanischen Kunstwelt.
Kunst als Therapie
Die Fachwelt bewunderte seinen Werdegang, sein Talent und seinen Elan, der sich in seinen plastischen Bildern widerspiegelte. In den achtziger Jahren ging er nach seiner Rückkehr aus den USA an die Cote d´Azur nach Frankreich. Monte Carlo, Marseilles, Cannes und Saint Tropez waren seine Stationen und damit die Wände von Hotels und Bars kleinen Clubs verzierte.
Rund vierhundert Bilder malte Schulist im Laufe seiner vierzigjährigen Schaffenszeit. Davon hat er knapp die Hälfte verkauft, der Rest hängt irgendwo auf dieser Welt verstreut in Clubs und Hotels. In Deutschland stellte er seit 1992 aus. Er lebte über zehn Jahre erfolgreich an der Cote d’Azur in Südfrankreich. Mehrere Krebsoperationen zwangen ihn, nach Deutschland zurück zu kommen. Daher bietet er nun seine Werke auch wieder in deutschen Galerien an. Jetzt lebt der Künstler im schönen Recklinghausen-Suderwich, wo er sich erholt und nur noch Auftragsarbeiten anfertigt. Schulist ist ein Spätberufener: Im Mai 2017 setzte er sich gegen 390 Mitbewerber aus Europa durch und gewann beim Web-Festival "Off de Cannes" die goldene Palme in der Kategorie "bildende Kunst".
"Beat und Bilder sind für mich die beste Therapie", fasst er seine Lebensphilosophie zusammen.
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